Die Vorstellung von peak oil ist, neben der Behauptung einer menschengemachten globalen Erwärmung mit katastrophalen Auswirkungen, die zweite Säule der grünen Propaganda, mit der Industrie und Kapitalismus abgeschafft werden sollen. Sehen wir uns an, ob ihre Annahmen durch die Realität bestätigt werden.
Der Begriff peak oil wurde 1956 von M. K. Hubbert geprägt, der den Zeitpunkt des globalen Erdölfördermaximums für das Jahr 1969 voraussagte, um sich dann später zu korrigieren, indem er 1973 als das betreffende Datum nannte. Eine weitere bekannte Voraussage dieser Art ist die von C. Campbell, der 1989 als das peak-Jahr prognostizierte, danach aber auf Grund neuer Erkenntnisse die Jahre 1990, 1995, 1996 und 2002 als den Zeitpunkt des Fördermaximums bezeichnete. Eine besonders blamable Fehlprognose gab der Club of Rome in der von ihm beauftragten Studie "Die Grenzen des Wachstums" von 1972, in der auf der Grundlage von Computermodellierungen das Versiegen der Erdölquellen bis zum Jahr 2000 prophezeit wurde.
Auch in der Zeit vor dem Entstehen der grünen Bewegung gab es ähnliche Fehleinschätzungen hinsichtlich der Reichweite der Erdölvorräte. Im Jahre 1914 gab das Bureau of Mines der USA bekannt, dass das Erdöl weltweit innerhalb der nächsten 10 Jahre zu Ende gehen würde. Im Jahre 1919 erklärte der Vorsitzende des US Geological Survey (USGS): "Die Erdölvorräte des Landes werden innerhalb von 9 Jahren aufgebraucht sein." Im Jahre 1920 behauptete der USGS, dass die globalen Lagerstätten von Erdöl nur noch 60 Milliarden Barrel (1 Barrel = 159 Liter) enthalten würden. In den 1950er Jahren erhöhte diese Behörde ihre Schätzung auf 600 Milliarden Barrel, im Jahre 1970 sagte der USGS Erdölreserven in Höhe von 1.500 Milliarden Barrel voraus, im Jahre 1994 vermutete er einen Restbestand von 2.400 Milliarden Barrel und im Jahr 2000 glaubte er, dass die Weltreserven 3.000 Milliarden Barrel ausmachen würden. Die zuletzt genannte Zahl ist fünfzigmal größer als die von 1920, obwohl in diesen 80 Jahren der Erdölverbrauch ständig zugenommen hat.
Alle bisherigen peak-oil-Vorhersagen wurden von der Wirklichkeit widerlegt, und zwar in drastischer Weise. Sehen wir uns die realen Reserven und Produktionsmengen an. Die folgenden Grafiken stammen aus der Studie Oeldorado 2009 von ExxonMobil:
Erdöl:
Erdgas:
Die in den obigen Grafiken aufgeführten Reserven sind Öl- und Gasvorkommen, die bereits durch Bohrung bestätigt wurden und mit heutiger Technik zu heutigen Preisen wirtschaftlich gewonnen werden können. Vorkommen, die zwar bekannt sind, aber nicht alle drei Kriterien
erfüllen, werden Ressourcen genannt und sind von den Reserven zu unterscheiden. Bei Erdöl fällt auf, dass die Reserven im Jahre 2008 um 46,457 Milliarden Tonnen größer waren als im Jahre 1990, das entspricht einem Zuwachs von 34,2%, obwohl die Jahresförderung in diesem Zeitraum um 24,6% zugenommen hat. Wenn die Reserven innerhalb von 18 Jahren um ein Drittel wachsen, trotz einer gestiegenen Förderung, dann ist weit und breit kein peak oil in Sicht. Bei Erdgas ergibt sich das gleiche Bild: deutlicher Anstieg der Reserven bei gleichzeitig erhöhter Förderung.
Die peak-oil-Vorhersagen erwiesen sich alle als falsch, weil sie auf den folgenden falschen Annahmen beruhen:
- Sie gehen davon aus, dass die geologische Struktur der Erde bekannt und umfassend erforscht ist, so dass die Entdeckung bisher unbekannter Ölvorkommen höchst unwahrscheinlich wäre. Das Gegenteil ist aber der Fall, siehe dazu den nächsten Absatz.
- Sie unterstellen, dass in der Exploration und Förderung die technologische Entwicklung stagniert, was aber ebenfalls nicht zutrifft, worauf wir weiter unten eingehen werden.
- Sie nehmen an, dass die heute gegebenen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse unverändert bleiben, was aber allen bisherigen Erfahrungen widerspricht.
Leonardo Maugeri vom italienischen Energiekonzern Eni schreibt in seinem Artikel für Science vom 21.05.2004, aus dessen deutscher Übersetzung, Öl: Falscher Alarm – Warum das Zeitalter des Öls noch längst nicht vorüber ist, wir hier zitieren: "Öl findet sich in porösen unterirdischen Felsformationen, was die Vorhersage darüber so schwierig macht, wie viel Öl dort genau vorrätig ist und welcher Anteil sich davon wirtschaftlich fördern lässt. Einige Gegenden sind immer noch relativ unerforscht oder nur mangelhaft untersucht. Darüber hinaus erweitern wir durch die Ölförderung signifikant unsere Kenntnisse über die dort vorhandenen unterirdischen Ölvorkommen. So wurde z.B. das Kern River Ölfeld in Kalifornien im Jahre 1899 entdeckt. 1942 durchgeführte Berechnungen sagten aus, dass noch 54 Millionen Barrel verfügbar wären ... In den folgenden 44 Jahren wurden nicht 54 sondern 736 Millionen Barrel gefördert, und im Jahr 1986 betrugen die 'verbleibenden' Reserven immer noch weitere 970 Millionen Barrel. Das Ölfeld hatte sich nicht verändert, wohl aber unsere Kenntnisse darüber."
T. R. Klett und J. W. Schmoker haben nachgewiesen (AAPG Memoir No. 78, 107, 2003), dass in den 186 bekannten Riesenölfeldern (jeweils mehr als 500 Millionen Barrel) der Erde die geschätzte Menge der Ölvorkommen ohne Neufunde von 617 auf 777 Milliarden Barrel gestiegen ist. Viele Studien konnten dieses Reservenwachstum belegen, bei dem nach vielen Jahren der Förderung die neu hinzugekommenen Reserven größer sind als die bisher entnommenen Mengen. Leonardo Maugeri (op. cit.) verdeutlicht diesen Trend am Beispiel des Kashagan Ölfelds in Kasachstan: "Nachdem die ersten geologischen Gutachten in der zweiten Hälfte der 90er Jahre durch internationale Ölgesellschaften erstellt worden waren, ging man davon aus, dass in dieser Region zwischen 2 und 4 Bbl [Milliarden Barrel] vorhanden sein könnten. Nach Durchführung von 2 Explorations- und 2 weiteren Bewertungsbohrungen im Kashagan-Feld wurden die offiziellen Schätzungen auf ein Volumen von zwischen 7 und 9 Bbl an abbaubaren Reserven nach oben korrigiert. Im Februar 2004 hingegen, nach 4 weiteren Explorationsbohrungen, lagen die neuen Schätzungen bei 13 Bbl. Und selbst dies ist nur der Anfang, denn wir sprechen von einem Gebiet mit einer Größe von 5.500 qkm, und da stellen 6 Explorationsbohrungen nur einen bescheidenen Indikator für das zukünftige Potential dar. Bleibt hinzuzufügen, dass viele andere Ölfelder (u.a. Kairan, Aktote und Kalamkas), die über ähnliche geologische Strukturen wie Kashagan verfügen, in dieser Region erst noch zur Exploration anstehen."
Die peak-oil-Propheten irren sich auch grundlegend, wenn sie von einer konstanten Technologie ausgehen. Der Praktiker Leonardo Maugeri schreibt (op. cit.) dazu: "Dank neuer Entwicklungen auf den Gebieten Technologie und Bohrtechnik sowie dank verbesserter Ausbeutequoten haben sich die Kosten für das Suchen und Entwickeln von Lagerstätten pro Barrel Öläquivalent (boe) in den letzten 20 Jahren entscheidend verringert; ausgehend von einem Durchschnittswert von ca. 21 $ zwischen 1979 und 1981 sanken diese Kosten auf weniger als 6 $ im Zeitraum 1997 – 1999 (Basis Dollarkurs 2001). Gleichzeitig erhöhte sich die Ausbeutequote von ca. 22% im Jahr 1980 auf den heutigen Wert von 35%. All diese Faktoren erklären, warum der Zeitraum, über den wir die Weltölreserven nutzen können (gemessen als das Verhältnis zwischen den nachgewiesenen Reserven und der gegenwärtigen Förderung) sich konstant verbessert hat: ausgehend von 20 Jahren im Jahr 1948, über 35 Jahre 1975 bis hin zu ca. 40 Jahren im Jahr 2003."
Die großen technologischen Fortschritte bei der Förderung von Erdgas aus Schiefergestein haben sogar die International Energy Agency gezwungen, ihre Angabe von Ressourcen drastisch zu erhöhen. In ihrem World Energy Outlook for 2009 - Executive Summary steht: "The long-term global recoverable gas resource base is estimated at more than 850 tcm [trillion cubic meters = Billion m3]." Das ist mehr als das Doppelte dessen, was die IEA in ihrem Bericht von 2008 geschätzt hatte, wo es heißt: "Ultimately recoverable remaining resources of conventional natural gas, including remaining proven reserves, reserves growth and undiscovered resources, could amount to well over 400 tcm." Diese Verdopplung der Gasressourcen innerhalb eines Jahres bedeutet viel für eine Regierungsinstitution wie die IEA, die im Auftrag ihrer Geldgeber auf eine grüne Energiepolitik eingeschworen ist.
Nach heutigem Kenntnisstand reichen die Kohlenwasserstoffe noch für Jahrhunderte. Seit der ersten erfolgreichen Erdölbohrung, die in Titusville im US-Bundesstaat Pennsylvania im Jahre 1859 durch Edwin Drake erfolgte, wurden weltweit ca. 1 Billion Barrel Erdöl gefördert und verbraucht. Das ist aber nur ein kleiner Bruchteil der geschätzten Erdölressourcen, die etwa 12 bis 16 Billionen Barrel betragen (Quelle: Peter Glover und Michael Economides, Energy and Climate Wars: How naive politicians, green ideologues, and media elites are undermining the truth about energy and climate, Continuum Publishing Group, New York and London, 2010, Seite 87).
Es ist sinnlos, über die Reichweite dieser Ressourcen zu spekulieren, da sich alle Faktoren der Energieverfügbarkeitsgleichung ständig ändern. Die einzige Prognose, die einigermaßen wahrscheinlich erscheint, besteht in der Erwartung, dass auf freien Energiemärkten in den nächsten Jahrzehnten Erdgas und Kernenergie im Energiemix einen größeren Anteil als heute haben werden.
Wenn es jemals peak oil geben sollte, dann nicht, weil die Erdölquellen versiegen, sondern weil Politiker die Nutzung des Erdöls verbieten oder so erschweren, dass es nicht mehr nutzbar ist. So wie die Kernenergie in Deutschland und anderen Ländern abgewürgt wurde, so ist es auch durchaus möglich, dass Erdöl, Erdgas und Kohle unter dem Vorwand des Klimaschutzes verboten werden. Das wäre das Ende der Industriezivilisation, aber gerade das streben mächtige Interessengruppen an, die den Kapitalismus abschaffen wollen, auf dem die moderne Wirtschaft beruht.
Denjenigen, die sich mit dem Thema "Verfügbarkeit von Energie" ausführlicher beschäftigen wollen, sei das Buch von Peter Huber und Mark Mills, The Bottomless Well: The Twilight of Fuel, the Virtue of Waste, and Why We Will Never Run Out of Energy, Basic Books, 2005, empfohlen, das die Geschichte der Energietechnologie anschaulich und gut verständlich darstellt. Die ersten 100 Seiten des Buches sind auf seiner Amazon-Webseite in elektronischer Form lesbar.
2 Kommentare:
In diesem Zusammenhang ist interessant anzumerken, daß die Nutzung von Kohle und Eisenerz ebenfalls einen ganz anderen Trend zeigt, als ein Anhänger der Peak-Oil-Therie erwarten sollte (denn warum sollten die Peak-Oil-Gesetzmäßigkeit nicht auch für andere Rohstoffe gelten?). Weder Kohle noch Erz kamen je auch nur in die Nähe von Peak-Coal bzw. Peak-Iron, sondern ihre wirtschaftliche Bedeutung ging schon lange vorher zurück, nicht aus Mangel, sondern weil sie in vielen Bereichen substituierbar geworden waren. Wenn man davon ausgeht, daß auch in Zukunft neue technische Lösungen gefunden werden (was Grüne aber nicht glauben bzw. nach Kräften verhindern), würde ich die Prophezeiung wagen, daß Öl als Rohstoff relativ bedeutungslos werden wird, lange bevor seine Preise infolge Knappheit steigen.
Nur ein paar Fakten:
*) Seit 2005 geht die Förderung von konventionellen Öl zurück, die Gesamtförderung konnte nur durch unkonventionellen Öl (z.B. Ölsande) gesteigert werden.
*) 2008 gab es zum ersten Mal seit der Ölkrise (70’er) ein Nachfrage die um 3% höher war
als die Förderung, und wir hatten einen Ölpreis von über 150$ je Barel.
*) 2008 war bist jetzt auch das Jahr mit der höchsten Ölförderung.
*) Im Mai räumte sogar die US-Regierung ein das ein Peak zu erwarten ist:
http://petrole.blog.lemonde.fr/2010/03/25/washington-considers-a-decline-of-world-oil-production-as-of-2011/ Die hatte das bis jetzt immer abgestritten.
*) 80% der aktiven Ölquellen weisen einen durchschnittlichen Förderrückgang von 6% auf.
*) Damit die Ölversorgung gesichert ist muss immer gleich viel Öl gefunden werden,
als verbraucht wird. Seit 1970 ist das nicht mehr der Fall.
*) 2011 haben die Industrieländer ihrer strategischen Ölreserven verkauft, um das Angebot
zu erhöhen, weil die OPECT das nicht wollte (oder konnte ?)
Ich hoffe für die Welt dass ihr mit eurem Oildorado recht habt, aber mein gesunder
Hausverstand sagt mir etwas Anderes.
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