Thilo Sarrazin ist sehr angegriffen worden, weil er in seinem Bestseller
Deutschland schafft sich ab festgestellt hat, dass die bildungsfernen Angehörigen der Unterschicht mehr Kinder bekommen als die bildungsnahen Schichten und dass dadurch eine Verschlechterung des
Humankapitals eingetreten ist, die sich in Zukunft noch verschärfen wird. Wenn Sarrazin recht hat, dann müsste eine Reduktion der personengebundenen Wissensbestandteile der Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar sein. Genau das ist seit längerer Zeit der Fall.
Die Absolventen der Fachgebiete
Mathematik,
Informatik,
Naturwissenschaften und
Technik (MINT) sind heutzutage Mangelware. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat in seinem
MINT-Report 2011 errechnet, dass die Fachkräftelücke in diesem Bereich bei rund 167.000 Personen liegt. Arbeitsplätze in dieser Größenordnung bleiben unbesetzt, weil dafür trotz intensiver Suche der Unternehmen keine geeigneten Bewerber zu finden sind. Es gibt viele Initiativen zur Förderung der MINT-Studien, siehe z. B.
MINT Zukunft schaffen, aber sie alle können nicht verhindern, dass die MINT-Lücke langfristig immer größer wird.
Auch im mittleren Qualifikationsbereich gibt es einen erheblichen Fachkräftemangel. Nach Berechnungen der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft fehlten am deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2010 rund 840.000 qualifizierte Arbeitskräfte, worunter man Personen mit einem berufsbildenden Abschluss zu verstehen hat. Diese Verschlechterung des Humankapitals ist in allen Ländern feststellbar, in denen das von Sarrazin beschriebene Reproduktionsverhältnis der Sozialschichten anzutreffen ist. Ein Beispiel dafür gibt der Artikel
Wanted: 10 million skilled workers von Michael Morris, dem
chief executive officer von
American Electric Power, in dem es heißt:
"Our nation is facing a perplexing dichotomy today. Millions of Americans can’t find jobs - some have even given up looking - yet employers are saying they can’t find the skilled workers they need to fill critical positions. ... According to a recent survey by Manpower, skilled trades rank No. 1 in the nation for 'difficulty of filling jobs due to the lack of talent.'"Die sich vergrößernde Fachkräftelücke ist ein unlösbares Problem für die Linke, die eine Vererbbarkeit der Intelligenz kategorisch ausschließt. Wenn die kognitiven Fähigkeiten und damit die Schulleistungen ausschließlich umweltbedingt wären, dann würde der ungenügende Ausbildungsstand vieler Schüler bedeuten, dass die Schulen, also konkret die Lehrer, massenweise in erheblicher Weise ihre Aufgabe nicht erfüllt haben. Die Schuld auf die Eltern der Schulversager zu wälzen ist nur sehr eingeschränkt möglich, weil heute die Erziehung von der Krippe bis zur Ganztagsschule weitgehend außerhalb des Elternhauses stattfindet. Die Gutmenschen haben hier ideologisch nur zwei Optionen: entweder sind die Lehrer, die in ihrer großen Mehrheit links denken und handeln, in der Unterrichtung von Millionen von Schülern völlige Versager, oder die Fehlleistungen der Schule sind durch eine Verschlechterung des Genbestandes der Schüler zu erklären.
Die negative Veränderung des Humankapitals ist nicht nur in der Schrumpfung der Zahl der Leistungsträger, sondern auch in der starken Ausweitung der nicht erwerbstätigen Unterschicht erkennbar.
"Die Zahl der ausschließlich von Sozialhilfe lebenden Kinder unter 15 Jahren sprang von rund 130.000 im Jahre 1965 (nur Westdeutschland) über 630.000 im Jahre 1991 auf 1,7 Millionen im Februar 2010." (Quelle: Gunnar Heinsohn:
Sozialhilfe auf fünf Jahre begrenzen) Bereits 20% aller Kinder werden überwiegend mit Steuergeld (Hartz IV u. a.) finanziert, Tendenz steigend. Während Frauen außerhalb von Hartz IV im Durchschnitt nur ein Kind haben, also nur knapp die Hälfte dessen, was für eine Bestandserhaltung erforderlich wäre, vermehrt sich die vom Sozialstaat finanzierte Unterschicht stark.
Gunnar Heinsohn stellt dazu fest:
"Eine demographische Zukunft haben nur die Bildungsfernen. So besteht im Februar 2010 die Hartz-IV-Bevölkerung von 6,53 Millionen Menschen zu 26 Prozent aus Kindern unter 15 Jahren (1,7 Millionen). Im leistenden Bevölkerungsteil von 58 Millionen Bürgern unter 65 Jahren dagegen gibt es nur 16 Prozent Kinder (9,5 Millionen). Doch selbst der 26-Prozent-Kinderanteil in Hartz IV ist nur ein Anfang. Er wird weiter wachsen, weil er bei den Kleinsten schon sehr viel höher liegt. So hatte Bremerhaven vergangenes Jahr zwar 'nur' 33 Prozent der Kinder von 7 bis 15 Jahren auf Hartz IV. Bei den 0- bis 3-Jährigen aber waren es 45 Prozent." Die Konsequenzen dieser schichtspezifischen Fruchtbarkeitsunterschiede betreffen nicht nur den Arbeitsmarkt.
"So sind in der Hartz-IV-Musterkommune Bremerhaven die Jungen in Sozialhilfe mit einem Anteil von rund 40 Prozent an der männlichen Jugend für mehr als 90 Prozent der Gewaltkriminalität verantwortlich." (Gunnar Heinsohn, op. cit.)
Veränderungen in der Qualität des Humankapitals bewirken proportionale Änderungen im Wohlstand der Nation. Richard Lynn und Tatu Vanhanen haben in ihrem Buch
IQ and the wealth of nations nachgewiesen, dass es eine kausale Beziehung zwischen der durchschnittlichen nationalen Intelligenz (IQ) und dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand einer Nation gibt. Die Korrelation zwischen dem nationalen IQ und dem Volkseinkommen ist sehr hoch. Für die von Lynn/Vanhanen untersuchten 81 Staaten beträgt der Korrelationskoeffizient 0,73. In den Sozialwissenschaften haben Korrelationen von 0,2 eine niedrige, von 0,4 eine mittlere und von über 0,6 eine hohe Aussagekraft. Deshalb ist die von den Autoren ermittelte Kennziffern von 0,73 ein sehr eindrucksvoller Hinweis auf die enge Beziehung zwischen nationalem IQ und dem Wohlstand einer Nation. Die folgende Grafik zeigt die globale Intelligenzverteilung nach Lynn/Vanhanen (
Bildquelle):
Die Farbe der Länder in der Grafik zeigt anhand des RGB-Farbspektrums die Intelligenzverteilung in Kategorien von je 5 IQ-Punkten, beginnend mit dunkelrot entsprechend einem IQ von <65 und endend mit violett entsprechend einem IQ von >105.
Die Korrelation des Pro-Kopf-Einkommens mit der wirtschaftlichen Freiheit beträgt übrigens 0,63, die damit für den Wohlstand fast so bedeutend ist wie das Intelligenzniveau. Der ökonomische Entwicklungsstand einer Nation beruht auf diesen beiden Voraussetzungen. Wenn eine der beiden nicht gegeben ist, dann kann die andere noch so ausgeprägt sein, ohne dass es zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung kommt. Ein Beispiel dafür bietet China, das in den Jahrhunderten vor der wirtschaftlichen Liberalisierung durch
Deng Xiaoping in Stagnation und Armut lebte. Schlagartig mit der Gewährung von wirtschaftlicher Freiheit Ende der 1970er Jahre begann der rasante Aufstieg des Landes, wobei zu bedenken ist, dass die chinesische Bevölkerung vor den Reformen nicht weniger intelligent war als in den Erfolgsjahren danach.
Das bedeutet aber auch, dass man von der wirtschaftlichen Freiheit nicht alles erwarten darf. So richtig und wohltuend sie in jedem Fall auch ist, um ihr Potential voll auszuschöpfen, bedarf es einer intelligenten Bevölkerung, die die Freiheitschance zu nutzen versteht. Wenn die Reformen von Deng Xiaoping in einem Land südlich der Sahara eingeführt würden, könnte man nicht hoffen, dort die gleichen Ergebnisse zu erzielen wie in China.
Es ist so, wie
Robert Heinlein es beschrieben hat:
"Throughout history, poverty is the normal condition of man. Advances which permit this norm to be exceeded -- here and there, now and then -- are the work of an extremely small minority, frequently despised, often condemned, and almost always opposed by all right-thinking people. Whenever this tiny minority is kept from creating, or (as sometimes happens) is driven out of a society, the people then slip back into abject poverty. This is known as 'bad luck'."