Donnerstag, 11. Februar 2010

Der Sozialstaat zu Ende gedacht

Der Egalitarismus ist die vorherrschende Ideologie unseres Zeitalters. Er gehört aber zu jenen schönen Ideen, die durch häßliche Fakten widerlegt werden. Da die Anlagen und Fähigkeiten der Menschen, von der Intelligenz bis zu den Charaktereigenschaften, zum größten Teil angeboren sind, ist es bisher nicht gelungen, aus den von Natur aus unterschiedlichen Individuen den uniformen Einheitsmenschen zu schaffen.

Freiheit und Gleichheit sind Gegensätze. Man muß sich für eines der beiden Ziele entscheiden, denn es ist unmöglich beides gleichzeitig zu haben. Für die Egalitaristen gilt: je näher sie ihrem Ideal kommen wollen, desto mehr Zwang müssen sie einsetzen.

Eine besonders eindrucksvolle Darstellung dieses Dilemmas ist Kurt Vonnegut in seiner meisterhaften Kurzgeschichte 'Harrison Bergeron' gelungen, die mit den folgenden Worten beginnt:
"THE YEAR WAS 2081, and everybody was finally equal. They weren't only equal before God and the law. They were equal every which way. Nobody was smarter than anybody else. Nobody was better looking than anybody else. Nobody was stronger or quicker than anybody else. All this equality was due to the 211th, 212th, and 213th Amendments to the Constitution, and to the unceasing vigilance of agents of the United States Handicapper General."

In dieser strikt egalitären Gesellschaft wird Gleichheit erreicht, indem alle Menschen, die über dem Durchschnitt stehen, einer vom Staat festgelegten Behinderung unterworfen werden, die verhindern soll, dass sie einen Vorteil aus ihrer Begabung ziehen können. So müssen die Starken schwere Gegenstände an ihrem Körper tragen, die Schönen zwingt man zur Verhüllung und die Intelligenten haben Geräte implantiert, die sie vom Gebrauch ihres Verstandes abhalten sollen.

Harrison Bergeron, die Titelfigur der Geschichte, ist außergewöhnlich intelligent, stark und schön. Man zwingt ihm deshalb besonders schwere Benachteiligungen auf. Er hat einen von der Regierung gesteuerten Störsender am Kopf zu tragen, der ihn am Denken hindern soll, schwere Gewichte sind an seinem Körper festgeschnallt, er muss starke Brillen tragen, die seine Sicht verzerren, einige seiner Zähne werden unter schwarzen Kappen verborgen. Die Kurzgeschichte beschreibt seine Rebellion und deren Unterdrückung durch den Handicapper General der USA, Diana Moon-Glampers, die mit äußerster Brutalität die egalitäre Gesetzgebung durchsetzt, aber selbst keinerlei Behinderungseinrichtungen trägt.

Diese klassische Dystopie findet sich in dem Sammelband Welcome to the Monkey House. Man kann auf der Amazon-Seite des Buchs die Geschichte vollständig lesen, wenn man links oben auf Click to LOOK INSIDE klickt.

Die Kurzgeschichte im PDF-Dateiformat gibt es hier.

"... wir finden im menschlichen Herzen auch einen verderbten Gleichheitstrieb, der bewirkt, daß die Schwachen die Starken zu sich herunterziehen wollen und daß die Menschen die Gleichheit in der Knechtschaft der Ungleichheit in der Freiheit vorziehen."Alexis de Tocqueville

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