Mittwoch, 21. Dezember 2011

Die Deformierung der wissenschaftlichen Begutachtung

Die Mittelalterliche Wärmeperiode von 900 bis 1300, während der es weltweit deutlich wärmer war als heute, darf es in der staatlichen Klimaideologie nicht geben, denn nach ihr ist die gegenwärtige Warmzeit einmalig in den letzten Jahrtausenden. Jeder wissenschaftliche Nachweis größerer Klimaschwankungen in der Vergangenheit wird von den Rechtgläubigen brutal unterdrückt.

Ein Beispiel dafür ist ihre Reaktion auf die Studie Proxy climatic and environmental changes of the past 1000 years von Willie Soon und Sallie Baliunas, die 2003 in Climate Research veröffentlicht wurde. Die beiden Autoren überprüften 240 bis dahin publizierte Studien zur Klimageschichte auf Beweise für räumlich und zeitlich bedeutende Temperaturanomalien. Sie kamen zu dem Ergebnis: "Across the world, many records reveal that the 20th century is probably not the warmest nor a uniquely extreme climatic period of the last millennium."

Wir wissen heute aus den Climategate-eMails, wie die führenden Wissenschaftler des IPCC auf die Veröffentlichung dieser vom Dogma abweichenden Erkenntnis reagierten, siehe dazu: Climategate 2 and Corruption of Peer Review und Climategate 2 and Corruption of Peer Review – Part II. Aus den eMails geht hervor, dass die Angehörigen des IPCC-Kernteams eine Verschwörung bildeten, um Chris de Freitas, den für die Veröffentlichung der Arbeit von Soon/Baliunas verantwortlichen Schriftleiter von Climate Research, aus dem Herausgebergremium der Zeitschrift zu jagen, was auch gelungen ist. Außerdem versuchten die Verschwörer die University of Auckland dazu zu bringen, ihren Mitarbeiter Chris de Freitas zu entlassen. Eine Diskussion dieses Zensurversuchs erfolgt im Kommentarteil des folgenden Artikels: The tribalistic corruption of peer review – the Chris de Freitas incident.

Die politische Säuberung in der Redaktion von Climate Research war aus der Sicht der Säuberer ein voller Erfolg. Während vor dieser Aktion etliche kritische Arbeiten veröffentlicht wurden, finden sich danach in dieser und auch in den meisten anderen Fachzeitschriften keine Artikel mehr, die von der politisch vorgegebenen Generallinie abweichen. Der Rauswurf eines Herausgebers hat eine erzieherische Funktion für junge Wissenschaftler, die noch Karriere machen wollen.

Die untereinander und mit den staatlichen Geldgebern gut vernetzten IPCC-Insider haben ein leichtes Spiel. Sie bestimmen einerseits über die Beeinflussung des wissenschaftlichen Begutachtungsprozesses, was in den anerkannten Publikationsorganen erscheinen darf. Andererseits erklären sie alles, was außerhalb der von ihnen kontrollierten Medien erscheint, als nicht wissenschaftliche Spekulationen von Amateuren, die man nicht zur Kenntnis nehmen muss. Auf diese Weise wird alles ganz einfach. Wer die von den Machthabern kontrollierten Schleusen nicht passieren darf, ist kein Wissenschaftler und seine Aussagen zählen nicht. Deshalb ist es möglich, dass die Gralshüter der richtigen Lehre von einem Konsens in der Wissenschaft sprechen können, denn sie bestimmen, was als Wissenschaft zu gelten hat.

Die Politisierung der Klimawissenschaften hat dazu geführt, dass eine offene Diskussion der strittigen Fragen nur noch in staatsfernen Bereichen des Internets stattfinden kann, wie zum Beispiel in der mehrfach als bestes Wissenschaftsblog des Jahres ausgezeichneten Website Watts Up With That? des Meteorologen Anthony Watts.

Samstag, 17. Dezember 2011

Der Klimazirkus geht weiter

Die 17. UN-Klimakonferenz (Conference of the Parties (COP17) der United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)), die vom 28. November bis 11. Dezember im südafrikanischen Durban stattfand, wurde sehr unterschiedlich beurteilt. Die meisten Politiker bezeichneten sie als einen großen Erfolg, während die grünen NGOs sich enttäuscht zeigten.

Der Bundesumweltminister sprach enthusiastisch von einem Durchbruch, der erzielt worden wäre, weil die Konferenz einen Zeitplan für die Verabschiedung eines weltweit verbindlichen Abkommens zur Reduktion der Treibhausgase beschlossen hätte. Ein Blick in die Vereinbarung von Durban zeigt, dass dort nur beschlossen wurde, bis 2015 ein "protocol, another legal instrument or an agreed outcome with legal force" zur Annahme vorzulegen. Das ist keine Verpflichtung zu irgendeiner Zustimmung, sondern nur eine Absichtserklärung über einen Verfahrensgang, dessen Ergebnis unbestimmt ist.

John Broder berichtet in seinem Artikel Climate Talks in Durban Yield Limited Agreement: "The European Union had pushed hard for what it called a 'road map' to a legally binding treaty, against fierce resistance from China and India, whose delegates argued passionately against it. They said that mandatory cuts would slow their growth and condemn millions to poverty." Broder zitiert den indischen Umweltminister Jayanthi Natarajan, der sagte: "Am I to write a blank check and sign away the livelihoods and sustainability of 1.2 billion Indians, without even knowing what the E.U. ‘road map’ contains? ... Please do not hold us hostage." Der Leiter der chinesischen Delegation, Xie Zhenhua, stellte den EU-Konferenzteilnehmern die Frage: "What qualifies you to tell us what to do?"

Der Widerstand der großen Schwellenländer führte dazu, dass die Vertreter der EU sich auf der Konferenz nicht durchsetzen konnten, sondern ein vages Versprechen akzeptieren mussten, dass ein Vertragsentwurf vorgelegt werde, für den es jedoch keine Zusage gibt, dass er jemals ratifiziert wird. Michael Levi vom Council on Foreign Relations in New York bemerkte zum Konferenzergebnis: "The reality is that there is no more agreement on the future of the climate talks than there was when negotiators first convened two weeks ago. Europe will continue to insist on a full-blown legally binding agreement; China and India will continue to oppose one; and the United States, while leaving the door open to an agreement that is binding for all, will continue to be unenthusiastic as well. These positions are largely rooted in incompatible views of the future, and there is no reason to believe that more talking will change them."


Es gibt für China und Indien keinen rationalen Grund, dem Drängen der EU nachzugeben. Der in Durban beschlossene Grüne Klimafonds, aus dem jährlich 100 Milliarden Dollar an Entwicklungsländer gezahlt werden sollen, falls diese die kostspielige Klimapolitik übernehmen, kann für die leistungsfähigen Schwellenländer keine Verlockung sein, denn die wirtschaftlichen Schäden einer Verteuerung und Verknappung der fossilen Energieträger wären weitaus größer, als die eventuellen Einnahmen aus diesem Fonds. Es ist selbstverständlich, dass alle Länder mit industriellen Aspirationen durch das Versprechen grüner Almosen nicht zur Übernahme einer selbstzerstörerischen Energiepolitik gebracht werden können. Für gescheiterte Staaten wären jedoch die Gelder aus dem Klimafonds eine sehr wichtige Einnahmequelle, während die Verluste aus der grünen Energiepolitik sich in diesen Ländern in Grenzen halten, da sie sowieso eine rückständige und unterentwickelte Wirtschaft haben. Von daher ist verständlich, woher die internationale Unterstützung der EU-Klimapolitik kommt. Der Klimafonds ist nichts anderes als ein sehr teures Mittel des Stimmenkaufs.

Nun hat die COP17 beschlossen, dass der Grüne Klimafonds unter dem Dach der UNO einzurichten ist, es bleibt aber völlig ungeklärt, wer die versprochenen 100 Milliarden pro Jahr aufbringen soll. Die EU und die USA stecken so tief in ihren jeweiligen Schuldenkrisen, dass sie ihre Hilfsversprechungen nur mit frisch gedrucktem Inflationsgeld ihrer Zentralbanken erfüllen könnten. Man wird sehen, wie lange die Unterstützer der EU sich in dieser Frage noch hinhalten lassen.

In Durban wurde auch vereinbart, dass das Kyoto Protokoll, das 2012 enden sollte, bis 2017 verlängert wird. Dieses Abkommen hatte in den letzten Jahren eine immer geringere Bedeutung. Die USA haben es niemals ratifiziert, während Japan, Russland, Kanada und Neuseeland es gekündigt haben. Die Schwellen- und Entwicklungsländer sind im Protokoll von vornherein von allen Verpflichtungen zur Reduktion von Treibhausgasen befreit. Im wesentlichen ist es nur noch die EU, die gerade ein Siebtel der globalen Treibhausgasemissionen auf sich vereinigt, welche das Kyoto Protokoll ernst nimmt.

Auf diese Weise ist die irrwitzige Situation entstanden, dass für jede Tonne Treibhausgas, die in der EU unter riesigem Aufwand eingespart wird, anderswo in der Welt das Mehrfache davon zusätzlich in die Atmosphäre geht. All die Milliarden, die in der EU für den angeblichen Klimaschutz ausgegeben werden, haben den stetigen Anstieg des CO2-Gehalts der Atmosphäre nicht verhindern können. Auch ein Anhänger der Hypothese einer anthropogenen globalen Erwärmung müsste zugeben, dass nur ein für alle Staaten verbindliches Abkommen das von ihm erhoffte Ziel erreichen kann. Jeder Alleingang eines Staates oder einer Staatengruppe ist wirtschaftlich selbstmörderisch, ohne im Sinne der offiziellen Lehre eine positive Wirkung zu haben.

Freitag, 9. Dezember 2011

Sie nennen es Haushaltskonsolidierung

Die deutschen Politiker sind entrüstet, weil eine Ratingagentur die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Deutschlands angekündigt hat. Sie verweisen auf ihr heroisches Sanierungsprogramm, dass eine Verminderung der Neuverschuldung des Bundes von 48,4 Milliarden Euro in diesem Jahr auf "nur" 26,1 Milliarden Euro im nächsten Jahr vorsieht. Was dabei in der Regel nicht erwähnt wird, ist die erwartete Steigerung der Steuereinnahmen des Bundes von 229,2 Milliarden Euro in 2011 auf 249,2 Milliarden Euro in 2012. Die Senkung der Neuverschuldung soll also fast ausschließlich durch eine Erhöhung der Einnahmen, nicht aber durch eine Reduzierung der Ausgaben, finanziert werden.

Für die politische Klasse ist die staatliche Schuldenkrise nicht die Folge zu hoher Ausgaben, sondern zu niedriger Einnahmen. Auf die Forderung nach Ausgabensenkungen reagieren die Politiker immer in der gleichen Weise. Sie verweisen dann auf irgendwelche staatlichen Einrichtungen, die den Bürgern besonders am Herzen liegen. Die übliche politische Standardphrase zur Abwehr von Ausgabenkritikern lautet: "Eine Ausgabenkürzung würde uns zwingen, Schulen und Krankenhäuser zu schließen. Wollen Sie, dass unsere Kinder nicht mehr unterrichtet oder medizinisch versorgt werden?"

Es lohnt sich deshalb, die staatlichen Ausgaben etwas genauer zu betrachten. Die folgenden Beispiele von Missbrauch von Steuergeldern stehen stellvertretend für eine Myriade von ähnlichen Fällen.

  • Die Thrash Metal Band "Drone" ist offensichtlich kulturell so wertvoll, dass ihre Auftritte in China vom Kanzleramt mit einem vierstelligen Betrag subventioniert wurden (Bund der Steuerzahler, Schwarzbuch 2011, Seite 58). Die genaue Höhe der Zuwendung war trotz mehrfacher Anfragen vom Kanzleramt nicht zu erfahren. Aber auch die armen Millionäre der Punkrock-Band "Tote Hosen" bekamen Staatsgelder, nämlich 69.000 Euro für die Darbietung ihrer Kunst in Asien. Deshalb war es auch nur gerecht, die Angehörigen der auf dem Unterhaltungsmarkt sehr erfolgreichen Band "Tokio Hotel" mit 26.000 Euro Staatszuschuss für eine Show in Tokio vor einer eventuellen Notlage zu schützen. Insgesamt gab der Bund im Jahr 2010 für die "Musikförderung" 44,2 Millionen Euro aus.

  • Aber auch die großen Filmstudios aus Hollywood nehmen gerne die Zuwendungen des deutschen Staates mit. Die Produzenten des Films Inglourious Basterds erhielten aus dem Deutschen Filmförderfonds 6,8 Millionen Euro, vom Medienboard Berlin-Brandenburg 600.000 Euro und von der Mitteldeutschen Medienförderung 300.000 Euro. Die Produktionskosten des Films betrugen ca. 70 Millionen Dollar, während seine Bruttoerlöse sich auf 313,6 Millionen Dollar belaufen, die zum größten Teil an die US-Firmen Universal Pictures, Weinstein Company und A Band Apart gingen, (siehe The Internet Movie Database), die alle außerhalb Deutschlands ihre Einnahmen versteuern. Die hier getätigten staatlichen Ausgaben haben nichts mit Filmförderung zu tun, die es übrigens im führenden Filmland USA nicht gibt, sondern sind eine Subventionierung der nicht wettbewerbsfähigen deutschen Studios, die auf diese Weise unproduktiver sein können, als es sonst der Markt erlauben würde.

  • Die Bayreuther Festspiele werden jährlich vom Bund mit über 2 Millionen Euro subventioniert. Darüber hinaus bekommt dieses Treffen der Reichen und Schönen noch Zuschüsse von Bundesland und Kommune. Wozu eigentlich? Sollen damit die bereits sehr hohen Honorare der Sänger und Orchestermitglieder noch mehr erhöht oder die Preise der Eintrittskarten gesenkt werden? Sind die aus den obersten Schichten des Bürgertums stammenden Festspielbesucher in der gegenwärtigen Krise so verarmt, dass sie sich kostendeckende Eintrittskarten nicht leisten können?

  • Die Politiker sind aber nicht nur nett zu anderen, sondern auch zu sich selbst. So hat z. B. der Haushaltsausschuss des Bundestages die Privilegien von ehemaligen Bundestagspräsidenten ausgeweitet. Bisher konnten diese Würdenträger nach Beendigung ihrer Amtszeit noch vier Jahre lang ein vollständiges Bundestagsbüro inklusive persönlicher Assistenten und Fahrdienst nutzen. Nun wurde entschieden, dass sich dieser Anspruch um die jeweilige Amtszeit verlängert. Das bedeutet für den gegenwärtigen Bundestagspräsidenten, dass er mindestens bis 2025 den Büroservice auf Steuerzahlerkosten für sich in Anspruch nehmen kann. Das müsse so sein, um "nachwirkende Aufgaben aus dem früheren Amt" erledigen zu können. Welche Aufgaben wirken so lange nach?


Unter Korruption versteht man Vorteilsgewährung und Vorteilsannahme. Es ist das Wesen der Politik, Vorteile an nahestehende Interessengruppen zu gewähren, die diese Vorteile gerne annehmen, nicht zuletzt deshalb, weil sie sich schon lange darum bemüht haben. Der Unterschied zur strafbaren Korruption besteht nur darin, dass die politische Vorteilsgewährung und -annahme von den Vorteilsgewährern durch eine Abstimmung legalisiert wird.

"Eine Versammlung mit der Macht, über Vorteile für bestimmte Gruppen abzustimmen, muß sich dahin entwickeln, daß das Schachern oder Schieben unter der Mehrheit ... über die Verdienste der verschiedenen Ansprüche entscheidet. Der fiktive 'Wille der Mehrheit', der aus diesem Schacher hervorgeht, ist nicht mehr als ein Abkommen, seine Anhänger auf Kosten der übrigen zu unterstützen." Friedrich von Hayek

"Demokratie, soweit dieser Ausdruck nicht einfach als Synonym für Egalitarismus verwendet wird, wird zunehmend der Name für den Prozeß des Stimmenkaufs, für das Schmieren und Belohnen jener Sonderinteressen, die in naiveren Zeiten als die 'unlauteren Absichten' bezeichnet wurden." Friedrich von Hayek

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Thilo Sarrazin und die MINT-Lücke

Thilo Sarrazin ist sehr angegriffen worden, weil er in seinem Bestseller Deutschland schafft sich ab festgestellt hat, dass die bildungsfernen Angehörigen der Unterschicht mehr Kinder bekommen als die bildungsnahen Schichten und dass dadurch eine Verschlechterung des Humankapitals eingetreten ist, die sich in Zukunft noch verschärfen wird. Wenn Sarrazin recht hat, dann müsste eine Reduktion der personengebundenen Wissensbestandteile der Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar sein. Genau das ist seit längerer Zeit der Fall.

Die Absolventen der Fachgebiete Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) sind heutzutage Mangelware. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat in seinem MINT-Report 2011 errechnet, dass die Fachkräftelücke in diesem Bereich bei rund 167.000 Personen liegt. Arbeitsplätze in dieser Größenordnung bleiben unbesetzt, weil dafür trotz intensiver Suche der Unternehmen keine geeigneten Bewerber zu finden sind. Es gibt viele Initiativen zur Förderung der MINT-Studien, siehe z. B. MINT Zukunft schaffen, aber sie alle können nicht verhindern, dass die MINT-Lücke langfristig immer größer wird.

Auch im mittleren Qualifikationsbereich gibt es einen erheblichen Fachkräftemangel. Nach Berechnungen der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft fehlten am deutschen Arbeitsmarkt im Jahr 2010 rund 840.000 qualifizierte Arbeitskräfte, worunter man Personen mit einem berufsbildenden Abschluss zu verstehen hat. Diese Verschlechterung des Humankapitals ist in allen Ländern feststellbar, in denen das von Sarrazin beschriebene Reproduktionsverhältnis der Sozialschichten anzutreffen ist. Ein Beispiel dafür gibt der Artikel Wanted: 10 million skilled workers von Michael Morris, dem chief executive officer von American Electric Power, in dem es heißt: "Our nation is facing a perplexing dichotomy today. Millions of Americans can’t find jobs - some have even given up looking - yet employers are saying they can’t find the skilled workers they need to fill critical positions. ... According to a recent survey by Manpower, skilled trades rank No. 1 in the nation for 'difficulty of filling jobs due to the lack of talent.'"

Die sich vergrößernde Fachkräftelücke ist ein unlösbares Problem für die Linke, die eine Vererbbarkeit der Intelligenz kategorisch ausschließt. Wenn die kognitiven Fähigkeiten und damit die Schulleistungen ausschließlich umweltbedingt wären, dann würde der ungenügende Ausbildungsstand vieler Schüler bedeuten, dass die Schulen, also konkret die Lehrer, massenweise in erheblicher Weise ihre Aufgabe nicht erfüllt haben. Die Schuld auf die Eltern der Schulversager zu wälzen ist nur sehr eingeschränkt möglich, weil heute die Erziehung von der Krippe bis zur Ganztagsschule weitgehend außerhalb des Elternhauses stattfindet. Die Gutmenschen haben hier ideologisch nur zwei Optionen: entweder sind die Lehrer, die in ihrer großen Mehrheit links denken und handeln, in der Unterrichtung von Millionen von Schülern völlige Versager, oder die Fehlleistungen der Schule sind durch eine Verschlechterung des Genbestandes der Schüler zu erklären.

Die negative Veränderung des Humankapitals ist nicht nur in der Schrumpfung der Zahl der Leistungsträger, sondern auch in der starken Ausweitung der nicht erwerbstätigen Unterschicht erkennbar. "Die Zahl der ausschließlich von Sozialhilfe lebenden Kinder unter 15 Jahren sprang von rund 130.000 im Jahre 1965 (nur Westdeutschland) über 630.000 im Jahre 1991 auf 1,7 Millionen im Februar 2010." (Quelle: Gunnar Heinsohn: Sozialhilfe auf fünf Jahre begrenzen) Bereits 20% aller Kinder werden überwiegend mit Steuergeld (Hartz IV u. a.) finanziert, Tendenz steigend. Während Frauen außerhalb von Hartz IV im Durchschnitt nur ein Kind haben, also nur knapp die Hälfte dessen, was für eine Bestandserhaltung erforderlich wäre, vermehrt sich die vom Sozialstaat finanzierte Unterschicht stark.

Gunnar Heinsohn stellt dazu fest: "Eine demographische Zukunft haben nur die Bildungsfernen. So besteht im Februar 2010 die Hartz-IV-Bevölkerung von 6,53 Millionen Menschen zu 26 Prozent aus Kindern unter 15 Jahren (1,7 Millionen). Im leistenden Bevölkerungsteil von 58 Millionen Bürgern unter 65 Jahren dagegen gibt es nur 16 Prozent Kinder (9,5 Millionen). Doch selbst der 26-Prozent-Kinderanteil in Hartz IV ist nur ein Anfang. Er wird weiter wachsen, weil er bei den Kleinsten schon sehr viel höher liegt. So hatte Bremerhaven vergangenes Jahr zwar 'nur' 33 Prozent der Kinder von 7 bis 15 Jahren auf Hartz IV. Bei den 0- bis 3-Jährigen aber waren es 45 Prozent." Die Konsequenzen dieser schichtspezifischen Fruchtbarkeitsunterschiede betreffen nicht nur den Arbeitsmarkt. "So sind in der Hartz-IV-Musterkommune Bremerhaven die Jungen in Sozialhilfe mit einem Anteil von rund 40 Prozent an der männlichen Jugend für mehr als 90 Prozent der Gewaltkriminalität verantwortlich." (Gunnar Heinsohn, op. cit.)

Veränderungen in der Qualität des Humankapitals bewirken proportionale Änderungen im Wohlstand der Nation. Richard Lynn und Tatu Vanhanen haben in ihrem Buch IQ and the wealth of nations nachgewiesen, dass es eine kausale Beziehung zwischen der durchschnittlichen nationalen Intelligenz (IQ) und dem wirtschaftlichen Entwicklungsstand einer Nation gibt. Die Korrelation zwischen dem nationalen IQ und dem Volkseinkommen ist sehr hoch. Für die von Lynn/Vanhanen untersuchten 81 Staaten beträgt der Korrelationskoeffizient 0,73. In den Sozialwissenschaften haben Korrelationen von 0,2 eine niedrige, von 0,4 eine mittlere und von über 0,6 eine hohe Aussagekraft. Deshalb ist die von den Autoren ermittelte Kennziffern von 0,73 ein sehr eindrucksvoller Hinweis auf die enge Beziehung zwischen nationalem IQ und dem Wohlstand einer Nation. Die folgende Grafik zeigt die globale Intelligenzverteilung nach Lynn/Vanhanen (Bildquelle):



Die Farbe der Länder in der Grafik zeigt anhand des RGB-Farbspektrums die Intelligenzverteilung in Kategorien von je 5 IQ-Punkten, beginnend mit dunkelrot entsprechend einem IQ von <65 und endend mit violett entsprechend einem IQ von >105.

Die Korrelation des Pro-Kopf-Einkommens mit der wirtschaftlichen Freiheit beträgt übrigens 0,63, die damit für den Wohlstand fast so bedeutend ist wie das Intelligenzniveau. Der ökonomische Entwicklungsstand einer Nation beruht auf diesen beiden Voraussetzungen. Wenn eine der beiden nicht gegeben ist, dann kann die andere noch so ausgeprägt sein, ohne dass es zu einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung kommt. Ein Beispiel dafür bietet China, das in den Jahrhunderten vor der wirtschaftlichen Liberalisierung durch Deng Xiaoping in Stagnation und Armut lebte. Schlagartig mit der Gewährung von wirtschaftlicher Freiheit Ende der 1970er Jahre begann der rasante Aufstieg des Landes, wobei zu bedenken ist, dass die chinesische Bevölkerung vor den Reformen nicht weniger intelligent war als in den Erfolgsjahren danach.

Das bedeutet aber auch, dass man von der wirtschaftlichen Freiheit nicht alles erwarten darf. So richtig und wohltuend sie in jedem Fall auch ist, um ihr Potential voll auszuschöpfen, bedarf es einer intelligenten Bevölkerung, die die Freiheitschance zu nutzen versteht. Wenn die Reformen von Deng Xiaoping in einem Land südlich der Sahara eingeführt würden, könnte man nicht hoffen, dort die gleichen Ergebnisse zu erzielen wie in China.

Es ist so, wie Robert Heinlein es beschrieben hat: "Throughout history, poverty is the normal condition of man. Advances which permit this norm to be exceeded -- here and there, now and then -- are the work of an extremely small minority, frequently despised, often condemned, and almost always opposed by all right-thinking people. Whenever this tiny minority is kept from creating, or (as sometimes happens) is driven out of a society, the people then slip back into abject poverty. This is known as 'bad luck'."