Samstag, 21. Juli 2012

Abkühlungstrend über zwei Jahrtausende

Einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ist es gelungen, eine sehr genaue 2.000-jährige Klimarekonstruktion für Nordeuropa anhand von Baumjahrringen zu erstellen, siehe: Jan Esper et al., Orbital forcing of tree-ring data Nature Climate Change, 8. Juli 2012, doi:10.1038/NCLIMATE1589.

Die Paläoklimatologen unter der Leitung von Jan Esper vom Geographischen Institut der JGU erarbeiteten aus den Jahrringdichtemessungen fossiler Kiefernbäume aus dem finnischen Lappland eine Zeitreihe, die bis in das Jahr 138 vor unserer Zeitrechnung zurückreicht. Die Messungen der Holzdichte dieser Bäume korrelieren sehr gut mit den modernen Temperaturmessungen in diesem Raum nahe der nordischen Waldgrenze. Mit ihrem innovativen Ansatz ist es den Forschern gelungen, eine Temperaturrekonstruktion von bisher unerreichter Qualität zu erstellen. Diese Rekonstruktion zeigt in hoher Auflösung die Wärmeperiode zur Römerzeit und die Mittelalterliche Warmzeit, aber auch die Kältephasen zur Zeit der Völkerwanderung oder der kleinen Eiszeit.

"Wir haben festgestellt, dass die historischen Temperaturen zur Römerzeit und im Mittelalter bis dato als zu kühl eingeschätzt wurden", so Esper. "Diese Befunde sind auch insofern von klimapolitischer Bedeutung, da sie die Beurteilung des aktuellen Klimawandels im Vergleich zu den historischen Warmphasen beeinflussen." (Quelle: Klima in Nordeuropa während der letzten 2.000 Jahre rekonstruiert: Abkühlungstrend erstmalig präzise berechnet) Das bedeutendste Ergebnis der Studie ist die Entdeckung eines langfristigen Abkühlungstrends, der sich kontinuierlich über die letzten 2.000 Jahre erstreckte, siehe dazu die folgende Grafik (Bildquelle):


Die Forscher erklären diesen Abkühlungstrend durch die langsame Veränderungen des Sonnenstands beziehungsweise der Distanz der Erde zur Sonne, wodurch eine Abkühlung von -0,3°C pro Jahrtausend verursacht wurde. "Eigentlich erscheint diese Zahl nicht sonderlich imposant", so Esper. "Allerdings ist sie im Vergleich zur globalen Erwärmung, die bis heute auch weniger als 1°C beträgt, nicht zu vernachlässigen. Wir konnten nun zeigen, dass die großräumigen Klimarekonstruktionen, die auch vom internationalen Klimarat IPCC verwendet werden, den langfristigen Abkühlungstrend über die letzten Jahrtausende unterschätzen."

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